Freitag, 8. August 2008

BONBONNIÈRE (27)

Mit viel Brimborium werden heute die Epolympischen Sommerspiele in Peking eröffnet. Die chinesische Hauptstadt wird damit für zweieinhalb Wochen zum Epozentrum einer Epo…, äh, Euphorie, die Millionen Menschen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Epolarkreis vor ihren epolychromen Bildschirmen fesseln wird. Die Epolemik des Epokzidents über die von den chinesischen Epotentaten frisch mit epolympischen Weihen versehenen, zugegebenermaßen ein wenig epolarisierenden Disziplinen Zensurreiten, Fackellaufen der Sonderkommandos und Epositionellenwatschen werden bald nur noch kleinlich erscheinen. Auch Klagen über die liebesdienerischen Epologeten des Epolympischen Komitees werden in den Geschichtsbüchern nur noch Eposode sein. Zentral geht es hier doch um Sport…-medizin. Und hier sind die 29. Epolympischen Sommerspiele einfach epochal: 11.000 Spritzensportler aus aller Welt (für deren Unterbringung gigantische epotemkinische Dörfer errichtet wurden) werden sich in 302 Wettbewerben und 4500 Dopingtests miteinander messen, und am Ende werden die Besten und Ungetestetsten im Epodrom aufs Epodest gehoben und in Sieger-Epose auf Epolaroid gebannt.

Vorbei die Zeit, als bornierte Saubermänner wegen ein paar Präparätchen die Epokalypse ausriefen und die doch so epopuläre Spritz-Tour aus dem öffentlich-rechtlichen Programm kippten, so dass das Epotenzial von hormongeschwängerten Körpern nur noch auf Sat 1 ausgeschöpft wurde: Jetzt können wir wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestaunen, wie Menschen an ihre physischen Grenzen und mit Hilfe eines kleinen Griffes in die Epotheke nicht nur leistungsmäßig über diese hinaus gehen, sondern auch die Körpergrenzen selbst transzendieren: Athletinnen mit Haaren auf dem Rücken und Männer mit spitzen Tittchen. Der sportmedizinische Fortschritt schafft den neuen Menschen und fördert die Gleichheit der Geschlechter durch eine gerechte Verteilung von Testosteron und einheitlich rote Apfelbäckchen. Weltrekorde werden in Peking wie Manna vom Himmel regnen und Bestzeiten sich in einer endlosen Spirale nach oben schrauben wie bei einer gigantischen Spekulationsblase, und allen epodiktischen Moralisten, die in den heiligen Momenten solch epochaler Leistungen immer noch ein eposchales Gefühl beschleicht, sei gesagt, dass es bei den klassischen epolympischen Sportarten zu der Wieder-und-wieder-Überbietung persönlicher und genereller Bestmarken, die nun mal eine gewisse medizinische Begleitung erfordern, nur eine einzige Alternative gibt: gähnende Langeweile. Denn der unendlichen Monotonie des leichtathletischen Bewegungsablaufs kann nur durch die Faszination der Zahlen wirklicher Glanz verliehen werden. Höher, schneller, weiter, muss gesprungen, gelaufen, geworfen werden, was soll denn sonst das Gehopse, Gerenne und Gedöns, dann kann man’s ja gleich lassen.

Epolog: Drepo Chinepo mit dem Kontrepobepo / sepo auf der Strepo und erzepo sich wepo / da kepo die Epolizei, frepo „Wepo ist denn depo?“ / Drepo Chinepo mit dem Kontrepobepo. (vb)

DAS_PROJEKT

Was die von der SZ machen, können wir auch. Warum nicht selbst 'Streiflichter' schreiben? Die BONBONNIÈRE musste also her - der Spielplatz für Gelegenheitsweltliteraten. Eine Dose voller Bon[n]bons und Bon[n]mots, jeden Freitag neu, verfasst von überambitionierten Autorinnen und Autoren aus Bonn und der Welt.

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Zuletzt aktualisiert: 21. Mai, 18:17

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