BONBONNIÈRE (1)
Eigentlich hatte ich ja ein Konzept, genauer gesagt, ein Stichwort. Ganz großartig! Kurt Beck hat’s in irgendeiner Talkshow rausgehauen und ich wusste: das ist er, der Aufhänger für die erste Glosse. Doch erwies er sich als allzu sperrig. Nicht Beck – obgleich auch ihm eine gewisse physische Sperrigkeit nicht abzusprechen ist. Nein, der Aufhänger. Mittlerweile glaube ich, dass das Stichwort an sich ganz handlich wäre und nur so durch die Zeilen flutschen könnte, wäre da nicht das Gedankenkonstrukt, das sich seither in meinem Kopf darum gebildet hat, das es einfing und zu seinem Käfig wurde. Nun sitzt es da, das Stichwort, und kann sich nicht mehr rühren, und die Glosse will und kann so nicht gelingen. Vor meinem Kopf ein Brett, auf dem Tisch das leere Blatt, der Redaktionsschluss rückt näher und näher und ich bin da, wo ich ganz sicher nicht landen wollte: auf der Meta-Ebene.
Nun ja. Ohne Metaebene gäbe es keine Parodien, die sich selbst parodieren, und keine Werbung, die für sich selber wirbt. Und auch keine Filme, die ihre eigene Entstehung zum Gegenstand des Filmes machen. Welch triste Welt, in der man nicht zur Selbstbespiegelung sein Ausgangsplateau überschreiten könnte, gleichsam das eigene Ich transzendierend, um dann, freilich auf der Metaebene, doch nur wieder sich selbst zu umkreisen. Die Metaebene ist das Pornokino für die intellektuelle Masturbation!
Das Spiel mit der Metaebene kann aber auch in einer Rückkopplung enden, etwa, wenn ein Lautsprecher das Signal eines Mikrophons hörbar macht es und gleichzeitig wieder und wieder durch das Mikrophon schickt. Das System gerät unfreiwillig in einen Dialog innerhalb seiner selbst über sich selbst – die Autoerregung äußert sich für den Zuhörer in grellem Fiepen.
Doch auch Störgeräusche haben ihren Reiz, etwa solche wie sie entstehen, wenn man die Objektebene mit ihrer Metaebene kurzschließt und so Paradoxa erzeugt. Man denke an René Magritte, der eine Pfeife malte und sie mit dem Untertitel versah: ceci n’est pas une pipe. Ähnliches funktioniert auch in der Sprache: Wenn dieser Satz wahr ist, ist Guido Westerwelle der aktuelle Bundeskanzler. Gehen wir von der Wahrheit dieses Satzes aus, so folgt daraus Guidos Kanzlerschaft, die aber selbst – an dieser Stelle darf man sich ruhig freuen – eine Unwahrheit ist. Man kann das Ding drehen und wenden wie man will, und steckt doch in einer Endlosschleife, in einer mentalen Rückkopplung. Und wer weiß, wenn man sich dieser nur lange genug hingibt, vielleicht redet man irgendwann selbst so dummes Zeug wie Guido Westerwelle. Etwa so: Dieser Satz kein Verb. Weil das ja klar ist. Oder: Dieser Satz enthält genau ein unverständliches Flitzpüh. Was wäre die Welt nur ohne ihre Metaebenen! Und wer schreibt eigentlich jetzt meine Glosse? (mh)
Nun ja. Ohne Metaebene gäbe es keine Parodien, die sich selbst parodieren, und keine Werbung, die für sich selber wirbt. Und auch keine Filme, die ihre eigene Entstehung zum Gegenstand des Filmes machen. Welch triste Welt, in der man nicht zur Selbstbespiegelung sein Ausgangsplateau überschreiten könnte, gleichsam das eigene Ich transzendierend, um dann, freilich auf der Metaebene, doch nur wieder sich selbst zu umkreisen. Die Metaebene ist das Pornokino für die intellektuelle Masturbation!
Das Spiel mit der Metaebene kann aber auch in einer Rückkopplung enden, etwa, wenn ein Lautsprecher das Signal eines Mikrophons hörbar macht es und gleichzeitig wieder und wieder durch das Mikrophon schickt. Das System gerät unfreiwillig in einen Dialog innerhalb seiner selbst über sich selbst – die Autoerregung äußert sich für den Zuhörer in grellem Fiepen.
Doch auch Störgeräusche haben ihren Reiz, etwa solche wie sie entstehen, wenn man die Objektebene mit ihrer Metaebene kurzschließt und so Paradoxa erzeugt. Man denke an René Magritte, der eine Pfeife malte und sie mit dem Untertitel versah: ceci n’est pas une pipe. Ähnliches funktioniert auch in der Sprache: Wenn dieser Satz wahr ist, ist Guido Westerwelle der aktuelle Bundeskanzler. Gehen wir von der Wahrheit dieses Satzes aus, so folgt daraus Guidos Kanzlerschaft, die aber selbst – an dieser Stelle darf man sich ruhig freuen – eine Unwahrheit ist. Man kann das Ding drehen und wenden wie man will, und steckt doch in einer Endlosschleife, in einer mentalen Rückkopplung. Und wer weiß, wenn man sich dieser nur lange genug hingibt, vielleicht redet man irgendwann selbst so dummes Zeug wie Guido Westerwelle. Etwa so: Dieser Satz kein Verb. Weil das ja klar ist. Oder: Dieser Satz enthält genau ein unverständliches Flitzpüh. Was wäre die Welt nur ohne ihre Metaebenen! Und wer schreibt eigentlich jetzt meine Glosse? (mh)
dle - 8. Feb, 11:51