BONBONNIÈRE (18)
Deutschland war und ist wohl das Land der Spitzel. Damals, in der DDR, war das Volkssport. Im Zuge der großen Nostalgiewelle gelangt diese Sportart auch in der Bundesrepublik zu neuen Ehren in den Sportclubs der Oberschicht. Zum Beispiel bei den Chefs von der Telekom. Lidl haben wir ja mittlerweile verdaut - und weil Zumwinkel, mein Freund, auch mal bei der Telekom war, gab es bei der Post auch eine große Lobby für den Spitzelsport. Doch die Gefahr reicht weiter, sie zieht ihre Kreise, durchdringt nach und nach alle Schichten der Gesellschaft. Und besonders einer Gefahr ist sich Deutschland nicht gewahr: Frau Schimka mit ihrem Spürhund „Socke“.
Nur Insider des Spitzelsports kennen diese Ikone der Zunft. Sie gehört zwar zu den altgedienten Vertreterinnen; bereits 1953 begann sie mit der Ausübung. Seit dem ist sie mehr als eine inoffizielle Mitarbeiterin, sie ist der Spitzelsport. 55 Jahre war sie bisher der SoKo „Vierter Stock“ treu und seit einigen Jahren begleitet sie „Socke“ bei der Arbeit.
Ihre Technik reicht vom unschuldigen Laubharken über Wasserleitungsobservation im Waschkeller bis hin zu Fallen legen im Hinterhof. Oft sieht sie sich in ihrer Theorie bestätigt – es geht etwas vor in diesem Haus, und sie ist dem Feind auf der Spur. Beispiel: Die als Lockmittel ausgelegten Fußmatten. Vom Baustaub verdreckt, sollten sie in Sonne und Regen sauber werden. Doch dann waren sie verschwunden – wer tut so etwas?
Die volle Größe ihres Könnens entfaltet Frau Schimka jedoch nicht nur durch Perfektionierung ihrer Technik. Die eigentliche Stärke rührt von ihrer moralischen Kompetenz her, und von der galanten Art, mit der sie die Propaganda zu verbreiten versteht. Subtil positioniert sie sich unter den Fenstern junger, formbarer Hausbewohner. Dort versprüht sie den Charme der für Spitzelsportfunktionäre üblich ist und teilt ihre moralphilosophischen Elaborationen mit einer breiten Öffentlichkeit. Ob es Blumen in ihrem Vorgarten um den Baum vorm Haus herum sind, die von feindlichen Fahrradgeschwadern in die Knie gezwungen wurden. Oder Fußmatten, die vom Feind heimtückisch gestohlen wurden. Jeder Akt wird gerächt. Auge um Auge. Zahn um Zahn.
Es ist Krieg in der Adolfstraße. (dle)
Nur Insider des Spitzelsports kennen diese Ikone der Zunft. Sie gehört zwar zu den altgedienten Vertreterinnen; bereits 1953 begann sie mit der Ausübung. Seit dem ist sie mehr als eine inoffizielle Mitarbeiterin, sie ist der Spitzelsport. 55 Jahre war sie bisher der SoKo „Vierter Stock“ treu und seit einigen Jahren begleitet sie „Socke“ bei der Arbeit.
Ihre Technik reicht vom unschuldigen Laubharken über Wasserleitungsobservation im Waschkeller bis hin zu Fallen legen im Hinterhof. Oft sieht sie sich in ihrer Theorie bestätigt – es geht etwas vor in diesem Haus, und sie ist dem Feind auf der Spur. Beispiel: Die als Lockmittel ausgelegten Fußmatten. Vom Baustaub verdreckt, sollten sie in Sonne und Regen sauber werden. Doch dann waren sie verschwunden – wer tut so etwas?
Die volle Größe ihres Könnens entfaltet Frau Schimka jedoch nicht nur durch Perfektionierung ihrer Technik. Die eigentliche Stärke rührt von ihrer moralischen Kompetenz her, und von der galanten Art, mit der sie die Propaganda zu verbreiten versteht. Subtil positioniert sie sich unter den Fenstern junger, formbarer Hausbewohner. Dort versprüht sie den Charme der für Spitzelsportfunktionäre üblich ist und teilt ihre moralphilosophischen Elaborationen mit einer breiten Öffentlichkeit. Ob es Blumen in ihrem Vorgarten um den Baum vorm Haus herum sind, die von feindlichen Fahrradgeschwadern in die Knie gezwungen wurden. Oder Fußmatten, die vom Feind heimtückisch gestohlen wurden. Jeder Akt wird gerächt. Auge um Auge. Zahn um Zahn.
Es ist Krieg in der Adolfstraße. (dle)
dle - 6. Jun, 08:42