BONBONNIÈRE (12)

„Sie sind der schönste Regierungschef Europas“, so urteilte anno 2002 der Italiener Silvio Berlusconi über seinen dänischen Amtskollegen Anders Fogh Rasmussen. Und ging sogar noch weiter: „Ich muss Sie unbedingt meiner Frau vorstellen, Sie sind ja viel besser als der Philosoph Cacciari.“ Seiner Angetrauten Veronica Lario wurde dereinst ein Verhältnis mit dem Philosophen Massimo Cacciari, im Nebenjob Bürgermeister in Venedig, nachgesagt.
Vor kurzem drohte nun Angela Merkel auf der Skala der attraktiven Regierungschefs und -chefinnen nach oben zu rücken. Bei der Eröffnung der neuen Oper in Oslo verblüffte sie mit einem bisher nicht da gewesenen Outfit: Ein stilvolles Abendkleid mit tiefem Dekolleté! Wow! Viel wurde daraufhin an ihre Hosenanzüge erinnert, die meist blau oder grau, an guten Tagen auch mal rot, in jedem Fall aber hoch geschlossen sind.
Und nun das!
(Welche Gedanken der US-Präsidentschaftskandidaturbewerberin Hillary Clinton beim Anblick Merkels durch den Kopf geschossen sind, ist nicht überliefert. Auch kann nur spekuliert werden, ob sie Ehemann Bill, der ja auch schon mal außerehemäßig unterwegs war, einen Rat mit auf den Weg gegeben hat.)

Aber warum solch eine Aufregung um ein bisschen Seide und nackte Haut? Offensichtlich ist die Berliner Republik an Glanz und Glamour nicht gewöhnt. Die Celebrity-Geschichten spielen sich woanders ab. Sarkozy hat es irgendwie geschafft, ein ehemaliges Model in die Gemächer des Elysée-Palasts zu locken. Putin will sich seinen Ruhestand angeblich mit einer populären und nebenbei auch sehr attraktiven Sportlerin versüßen. Ob Bush Ähnliches plant, weiß man noch nicht. Und in Berlin? Glaubt man der Süddeutschen Zeitung („Verlebt in Berlin“, Ausgabe vom 19.04.2008), dann geht der gemeine Abgeordnete/Fraktionschef/Minister nach getaner Arbeit nach Hause – alleine wohlgemerkt. Was also tun?

Manchmal findet sich das Glück eben doch im Kleinen. – Hier sei noch einmal auf Dänemark verwiesen. Ein Land, das trotz seiner Größe mit einem wahren Superlativ ausgestattet ist: dem Titel „Mister Ministerpräsident“. – Das Gute liegt oft so nah, beziehungsweise die Lösung auf der Hand: Der ganze Regierungsapparat muss zurück nach Bonn! Die Stadt hat einfach das Potential zum Society-Zentrum! Nicht ohne Grund hat die Talkerin Maybrit Illner den Telekomchef René Obermann auserkoren. Der Bonner Sunnyboy brachte weltmännischen Glanz in ihre Berliner Runde. Das dürfte sich in der Hauptstadt inzwischen rumgesprochen haben, das mit dem Glamour der Bonner. Und man stelle sich nur einmal folgende Szene im Antlitz des beleuchteten Post-Towers vor: Die Kanzlerin in den Armen eines knackigen Jünglings. Im Abendkleid von Oslo. Und vorbei fließt der Rhein, mindestens so anmutig wie die Seine.
Ach, zu schön um wahr zu sein…(chö)
nm - 25. Apr, 10:57

sehr sehr schön!

allerdings bin ich nach wie vor der meinung, angie sollte von nun an lieber wieder bedeckter herumlaufen :)

mh. - 25. Apr, 12:45

schön runde sache das!

und "Vor kurzem drohte nun Angela Merkel auf der Skala der attraktiven Regierungschefs und -chefinnen nach oben zu rücken." schlage ich für den preis für die politische inkorrektheit des jahres vor.

Randolph Carter - 26. Apr, 21:22

Oerx.... ich muss gleich brechen!

*Das* ist ein Bild, wie ich es mir nicht vorstellen mag! Gehört in die gleiche Kategorie wie "Will meine Großeltern nicht beim Sex überraschen".
Was für eine ambitioniert-libidotötende Idee.
Außerdem: In Bonn werden ab 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt und man kann in der "Innenstadt" nichts, aber auch gar nichts mehr machen. Sogar ´nen BigMac zu bekommen ist dort um diese Zeit eine echte Herausforderung.
Und! Die Leute müssen nicht wieder zurück nach Bonn. Sie waren nie wirklich weg! Wir haben eine unüberschaubaure Masse von Regierungsbeamten und Volksbevertretern welche zusammengenommen die sogenannte MoDo-Administration ausmachen. Regiert wird von Montag bis Donnerstag, denn ab Freitag ist man aus Berlin abgedampft um das lange Wochenende an der vor 20 Jahren teuer erworbenen, hübschen, ansehnlichen und heimeligen Rhein-Villa zu verbringen. Kaum einer hat seine Hütte in Bonn verkauft und ist nach Berlin gezogen. Das nennt sich doppelte Haushaltsführung und Reisespesen. So einfach kann das sein.... :-)

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Was die von der SZ machen, können wir auch. Warum nicht selbst 'Streiflichter' schreiben? Die BONBONNIÈRE musste also her - der Spielplatz für Gelegenheitsweltliteraten. Eine Dose voller Bon[n]bons und Bon[n]mots, jeden Freitag neu, verfasst von überambitionierten Autorinnen und Autoren aus Bonn und der Welt.

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Zuletzt aktualisiert: 21. Mai, 18:17

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