BONBONNIÈRE (17)
Nein, keine Sorge. Heute wird nicht über die anstehende Fußball-EM oder die Bundespräsidenten-Posse geschrieben. Die Erste wird in den kommenden Wochen wohl noch zu genüge behandelt. Letzterer bleibt zu wünschen, dass man am 23. Mai des kommenden Jahres mit Lohengrin sagen kann: „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! […] Drum sei getreu dein Dienst getan! Leb wohl, leb wohl, mein lieber Schwan!“
Des Autoren Dienst ist indes noch nicht getan. Nach 16 Ausgaben der Bonbonnière hält er es für gegeben, einmal die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf ihre Namensgeberin zu lenken: Bonn. Viele haben sich daran versucht, die „Pracht am Rhein“ zu würdigen. Viele sind vor allem in der neueren Geschichte daran gescheitert, weil sie ihre Seele nicht erschließen konnten. Der Romanautor John le Carre verglich sie sogar einmal mit dem Zentralfriedhof von Chicago: „Halb so groß, aber doppelt so tot.“ Damit wird man der deutschen UN-, Bundes- und Beethovenstadt aber nicht gerecht. Zugegeben, in Bonn sitzt immer noch die größere Zahl der Bundesbeamten und die erscheinen einem mehr tot als lebendig. Aber daneben ist Bonn die einzige deutsche Großstadt, die natürlich wächst, d.h. die Geburtenrate liegt über der Sterberate. Den Wechsel von der Bundeshauptstadt zum Wirtschaftszentrum hat sie gut gemeistert: Deutsche Post und Telekom sorgen durch Steuer- und Spitzelaffären dafür, dass Bonn im bundesdeutschen Gedächtnis bleibt. In einer Marktforschungsstudie wurde Bonn als „das aufregendste Oberzentrum des Rheinlandes eingestuft“ (vor Mönchengladbach, Krefeld, Duisburg und anderen Städten vergleichbarer Größenordnung). Endlich gibt es auch noch die Studenten, deren Zahl angesichts der schwindenden Biodiversität ihres Lehrangebots zwar schrumpft, aber die dafür umso lebendiger sind.
Zu dieser Spezies gehört seit fünf Jahren auch ein „kleiner“ Jung vom Niederrhein, der auszog das Leben und die Politikwissenschaft in eben jener Stadt zu lernen. Er hat sich sofort in diese Stadt verliebt, ist sie doch die perfekte Symbiose der Vorzüge des Landlebens mit den Annehmlichkeiten einer Großstadt: Wohnung mit Bauerngarten und Blick ins Grüne, Hofgarten, Rhein, Siebengebirge, Architektur, Einkaufsstadt, reichhaltiges Kulturangebot. Auch die Menschen und vor allem die Freunde, die er hier fand, machten die Stadt für ihn um so l(i)ebenswerter.
Aber nun neigt sich das Studentenleben dem Ende entgegen. Aus dem „Jung vom Niederrhein“ wird ein Magister. Und dann? Am liebsten blieb er in Bonn, der katholisch-konservativen Stadt mit dem Drang zur Veränderung. Ja, Veränderung: Die steht nun auch dem „Jung vom Niederrhein“ wohl bevor. Aber vielleicht lässt sie sich ja noch hinausschieben.
Eine Erkenntnis nimmt der „Jung vom Niederrhein“ aus Bonn auf jeden Fall mit: John le Carre hatte weder mit dem Zentralfriedhof, noch mit seiner Behauptung, dass es entweder regnet oder die Schranken zu sind, Recht. Manchmal, aber nur manchmal, steht man nämlich im Regen an einer geschlossenen Schranke.
Aber gerade deshalb gilt: „Vivat nostra Civitas! Vivat nostra Bonna!“ (sm)
Des Autoren Dienst ist indes noch nicht getan. Nach 16 Ausgaben der Bonbonnière hält er es für gegeben, einmal die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf ihre Namensgeberin zu lenken: Bonn. Viele haben sich daran versucht, die „Pracht am Rhein“ zu würdigen. Viele sind vor allem in der neueren Geschichte daran gescheitert, weil sie ihre Seele nicht erschließen konnten. Der Romanautor John le Carre verglich sie sogar einmal mit dem Zentralfriedhof von Chicago: „Halb so groß, aber doppelt so tot.“ Damit wird man der deutschen UN-, Bundes- und Beethovenstadt aber nicht gerecht. Zugegeben, in Bonn sitzt immer noch die größere Zahl der Bundesbeamten und die erscheinen einem mehr tot als lebendig. Aber daneben ist Bonn die einzige deutsche Großstadt, die natürlich wächst, d.h. die Geburtenrate liegt über der Sterberate. Den Wechsel von der Bundeshauptstadt zum Wirtschaftszentrum hat sie gut gemeistert: Deutsche Post und Telekom sorgen durch Steuer- und Spitzelaffären dafür, dass Bonn im bundesdeutschen Gedächtnis bleibt. In einer Marktforschungsstudie wurde Bonn als „das aufregendste Oberzentrum des Rheinlandes eingestuft“ (vor Mönchengladbach, Krefeld, Duisburg und anderen Städten vergleichbarer Größenordnung). Endlich gibt es auch noch die Studenten, deren Zahl angesichts der schwindenden Biodiversität ihres Lehrangebots zwar schrumpft, aber die dafür umso lebendiger sind.
Zu dieser Spezies gehört seit fünf Jahren auch ein „kleiner“ Jung vom Niederrhein, der auszog das Leben und die Politikwissenschaft in eben jener Stadt zu lernen. Er hat sich sofort in diese Stadt verliebt, ist sie doch die perfekte Symbiose der Vorzüge des Landlebens mit den Annehmlichkeiten einer Großstadt: Wohnung mit Bauerngarten und Blick ins Grüne, Hofgarten, Rhein, Siebengebirge, Architektur, Einkaufsstadt, reichhaltiges Kulturangebot. Auch die Menschen und vor allem die Freunde, die er hier fand, machten die Stadt für ihn um so l(i)ebenswerter.
Aber nun neigt sich das Studentenleben dem Ende entgegen. Aus dem „Jung vom Niederrhein“ wird ein Magister. Und dann? Am liebsten blieb er in Bonn, der katholisch-konservativen Stadt mit dem Drang zur Veränderung. Ja, Veränderung: Die steht nun auch dem „Jung vom Niederrhein“ wohl bevor. Aber vielleicht lässt sie sich ja noch hinausschieben.
Eine Erkenntnis nimmt der „Jung vom Niederrhein“ aus Bonn auf jeden Fall mit: John le Carre hatte weder mit dem Zentralfriedhof, noch mit seiner Behauptung, dass es entweder regnet oder die Schranken zu sind, Recht. Manchmal, aber nur manchmal, steht man nämlich im Regen an einer geschlossenen Schranke.
Aber gerade deshalb gilt: „Vivat nostra Civitas! Vivat nostra Bonna!“ (sm)
Stephan Anton Wilhelm - 30. Mai, 00:00
nur der vergleich mit krefeld und mönchengladbach: das ist so trostlos!